Postkarten
Spargelernte in den 1930er Jahren auf den ca. 600 Morgen großen Feldern des „Rittergutes Walbeck“ .
Nach dem Tode von Walther Klein – Walbeck (1876-1931) , er hatte 1929 die Spargelbau-Genossenschaft für Walbeck und Umgebung gegründet, oblag Marianne Klein – Walbeck geb. Lamprecht, Ehefrau des Verstorbenen, die Führung des Gutes.
Heute befindet sich auf dem im Bild gezeigten Areal, in unmittelbarer Nähe zum Schloss Walbeck, ein Landhauspark.
Diese Walbecker Ansichtskarte weist auf der Anschriftenseite keine Angaben auf.
Allgemeine Ausführungen zu Schloss Walbeck und seinen Eigentümern
Die erste Erwähnung von „Haus Walbeck“ (später „Schloss Walbeck“) datiert aus dem Jahre 1403. Es war bis zum Beginn des 16. Jahrhundert im Besitz der Familie Schenk von Nideggen. Von 1653 bis 1803 gehörte es zum Eigentum derer von Bönninghausen. 1803 starb die Linie von Bönninghausen auf Schloss Walbeck aus. Fünf Jahre später ging das Schloss in den Besitz des Gerhard Friedrich von Ammon über, der von 1813 bis 1823 Bürgermeister von Walbeck war. 1857, zehn Jahre nach seinem Tode, wurde das Walbecker Schloss versteigert. Den Zuschlag erhielt eine Familie von Hymmen, die das Anwesen um 1880 an die Familie Mauritz aus Düsseldorf veräußerte. 1903 erwarb Jacob Wilhelm Klein, der zu dieser Zeit Präsident des Bonner Landgerichts war, den Adelssitz. Siebzehn Jahre später übernahm sein Sohn Walther Klein (später Klein – Walbeck) , geboren am 25. Oktober 1876, das Rittergut Walbeck. Er fand zwar seinen Besitz von Grenzschutz und jahrelanger Einquartierung verwüstet vor, brachte ihn aber in elfjähriger Arbeit „wieder zu voller Blüte“, wie in seinem Totenzettel verlautet. Das Hauptaugenmerk seiner agrarwirtschaftlichen Tätigkeit in Walbeck galt dem Anbau von Spargel. Bereits 1928, sieben Jahre nach den ersten Anbauversuchen im heimischen Garten, unterhielt er eigene große Spargelkulturen. Am 01. Januar 1929 gründete er im Lokal Eyckmann zusammen mit 55 Kleinbauern, Handwerkern und Arbeitern die „Spargelbau–Genossenschaft für Walbeck und Umgebung“ und wurde dessen erster Vorsitzender. Die Früchte seiner Arbeit konnte er nicht lange genießen. Am 17. April 1931 ist er auf seinem Rittergut an den Folgen eines am gleichen Tage erlittenen Schlaganfalls gestorben. 1980 verkaufte die Familie Klein- Walbeck ihren Besitz für etwa 1,4 Millionen Mark an das „Sozialpädagogische Institut Christliches Jugenddorf Deutschland , das die Räumlichkeiten des Hauses bereits seit den fünfziger Jahren für ihre Zwecke nutzte.
Das Sozialpädagogische Institut, eine Lern– und Fortbildungseinrichtung, arbeitet mit der Industrie sowie mit Banken und Versicherungen zusammen und übernimmt Aufgaben der überbetrieblichen Weiterbildung von Auszubildenden, Mitarbeitern und Führungskräften.
Im Jahre 2013 kaufte der Walbecker Reinhard Fleurkens das Schloss und bietet seit dem Sommer 2014 Reiterferien (Familien- und Abenteuerurlaub) vor allem für Jugendliche bis 18 Jahre an. Dafür wurden im Schloss auch Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Ferner gibt es nun auch ein Schloss Café.
Das Schloss, in einem schönen Wald mit Kastanien - ,Walnuss – und Eichenbäumen gelegen, wurde im Januar 1992 in die Denkmalliste der Stadt Geldern eingetragen.
Postkarte um 1920 "Schoß Walbeck"
Im Verlag von Heinrich Kersten (1864 – 1951) in Geldern erschienene „Postkarte.“ Zu den Fotos auf der Bildseite oben links: Idylle am Schlossgraben, oben rechts: Der Innenhof des Schlosses. Unten: Haupt– und Nebengebäude des Walbecker Rittergutes. Datierung der Karte: wahrscheinlich 1910er/1920er Jahre. Auf der Anschriftenseite ist dieser Text aufgedruckt: „PLEINES’ Triomfzeep, Excellent en Zachte Zeepen ,de DUIF’ winnen het in kwaliteit van alle andere fabrikaten ; ook wat betreft voordeehgheid in’ t gebruik.“
Postkarte "Haus Steprath"
Über die Geschichte des Hauses schreibt Stefan Frankewitz in dem 2001 herausgegebenen Buch „Die Denkmäler der Stadt Geldern“ (Auszug) : „Über die Anfänge Stepraths ist nichts bekannt. Die nahe Lage zum Haus Walbeck (...) legt aber einen direkten Zusammenhang beider Häuser nahe. Vielleicht ist das Haus Steprath von Heinrich Schenk von Nideggen nur wenige hundert Meter weiter nördlich von Haus Walbeck in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegründet worden (...), genannt wird ein Haus aber nicht. Erst mit der Heirat der Katharina von Geldern mit Heinrich von Steprath um die Mitte des 16. Jahrhunderts scheint die seit 1452 geteilte Herrschaft Walbeck neben dem gleichnamigen Haus einen weiteren Mittelpunkt in Form des Hauses Steprath erhalten zu haben.“ Haus Steprath befindet sich derzeit in Privatbesitz. Im September 1984 wurde es in die Denkmalliste der Stadt Geldern eingetragen.
Die Walbecker Mühlen
Die "Kokerwindmühle"
Die Kokermühle, aufgenommen von Ewald Steiger (1877–1966) aus Moers. Auf dieser Abbildung (1950er Jahre) fehlen am drehbaren Mühlenkasten noch die Sternwappen. Sie wurden später am Kasten, zunächst noch dunkel in einem hellen Kreis, aufgemalt (Geese: „Walbecks Kokermühle“).
Die Mühle stand zuvor in den Niederlanden, wo sie als Sägemühle arbeitete, bis der Müller Bartholomäus Hermans, wohnhaft in Walbeck, sie zu Beginn der 1820er Jahren erwarb. In Walbeck wurde sie frühestens 1825 wieder als Kornmühle aufgebaut. Das genaue Datum ihrer Errichtung kann neuesten Forschungsergebnissen zufolge nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Sie war bis zum Sommer 1952 in Betrieb. Die Inneneinrichtung der Mühle soll bis 1964 vollkommen erhalten gewesen sein.
Die "Steprather Mühle"
Anmerkungen zu der Postkarte „Die Steprather Mühle“
„Liebe Sophie! Aus fröhlichem Kreise sende ich Dir recht innige Grüße.“ So lautet die einleitende Grußformel auf einer Ansichtskarte, die im Oktober 1918 in Walbeck geschrieben wurde. Sie trägt auf der Anschriftenseite den Vermerk „Brauwers Mühle“ und gehört zu den Exemplaren des Sammelbandes, die einen besonderen Stellenwert aufzuweisen haben, trägt sie doch den Bahnpoststempel der Geldrischen Kreisbahn vom 07.Oktober 1918. Die Bildseite ist mit der Federzeichnung eines bislang unbekannten Künstlers versehen. Bemerkenswert ist außerdem, dass diese Karte, von Walbeck nach Buer in Westfalen verschickt, zu einem nicht mehr festzustellenden Zeitpunkt in die Vereinigten Staaten von Amerika gelangte. Von einem Ansichtskartengeschäft in Longwood, Florida, konnte sie 2007 für 3,25 US Dollar gekauft werden und gelangte somit nach nunmehr 90 Jahren wieder ins Rheinland und damit an den Ausgangspunkt ihrer postalischen Reise zurück.
Auf der Anschriftenseite dieser Karte ist die Firmenbezeichnung „Cramers Kunstanstalt, Dortmund“ aufgedruckt. Der Text auf der Anschriftenseite in deutscher Normalschrift:
Sophie Boecker (?) Buer in Westf. Essener – Str.57 Walbeck, den 8.10.18
Liebe Sophie! Aus fröhlichem Kreise sende ich Dir recht innige Grüße. Schade dass Du nicht hier bist. Schaukel und Karussell sind ausgeblieben, sollen nächsten Sonntag kommen. Erwarte Dich auch ganz bestimmt. Hast meinen Brief doch wohl schon 3 Wochen in Besitz und noch keine Antwort. Ich begreife es gar nicht. Also bis...?... Dann alles andere mündlich. Unsere ....? Schwester Tilde (?) und Trina (?) lassen auch nochmals grüßen. Es grüßt noch vielmals Maria und Lena Martens (?)
Freizeitstätte Walbeck
Abb . 29
Das Walbecker Freibad, Teil des öffentlichen Freizeitzentrums. Es wurde im Mai 1973 eröffnet. Es umfasste seinerzeit mehrere Becken mit insgesamt 2700 Quadratmetern Wasserfläche. Die zur Anlage gehörende Liegewiese hatte eine Größe von 50.000 Quadratmeter.
Abb. 30
Teilansicht des Freibades. Im Hintergrund rechts u.a. das Gebäude, in dem das Cafe - Restaurant „Haus Röttgen“, Inhaber Theo Haag , untergebracht war. Zuletzt waren die Räumlichkeiten der Gaststätte an Daniel van Bonn - Restaurent "All Seasons" verpachtet. Derzeit hat die Gaststätte keinen Pächter.
Gaststätte "Haus Eyckmann"
Abb. 202
Von Peter Eyckmann zwischen 1914 und 1918 in Auftrag gegebene Ansichtskarte. Sie wurde von der Firma Otto Langenfeld in Düsseldorf gestaltet.
Zu den Abbildungen
Foto auf der linken Seite:
Blick von Südosten auf die Pfarrkirche St. Nikolaus. Zwischen der Kirche und dem Standort des Betrachters befindet sich heute der "Kaplanshof". Auf der rechten Bildseite ist der obere Teil der südlichen Giebelseite des alten Pastorats zu erkennen.
Foto auf der rechten Seite:
Die Restauration von Peter Eyckmann in den Jahren des Ersten Weltkrieges.
Gaststätte "Zum Mühlenhof"
Die Gaststätte ‚Zum Mühlenhof’ Abb . 35
Die Karte, herausgegeben von der Familie Brauwers, erschienen im Verlag R. Knorr, Aachen, zeigt die Walbecker Traditionsgaststätte „Zum Mühlenhof“ .Die einzelnen Aufnahmen entstanden nach dem 1977 vorgenommenen Umbau des „Mühlenhofes“. Auf der Anschriftenseite ist folgender Text aufgedruckt: „Gaststätte ‚Zum Mühlenhof’ ", Inhaber Johann Brauwers, 4171 Walbeck, Hochstr. 1, üb. Geldern, Tel.: 02831 – 5729, Gesellschaftsraum bis 80 Pers. - vollautom. Bundeskegelbahn. Unsere Spezialität in der Saison: täglich Spargelessen aus eigenen Kulturen. - Parkplatz am Haus.“
Die Gaststätte „Zum Mühlenhof“ ist untrennbar mit der Geschichte der Steprather Mühle verbunden. Zu ihr gehörte der „Mühlenhof“, ein größerer landwirtschaftlicher Betrieb. Hermann Brauwers, seit 1872 Pächter des Hofes, bewirtschaftete ihn zusammen mit seinen drei Brüdern. 1908 wurde sein Sohn Bartholomäus Pächter der Mühle und des Mühlenhofes, zu dem schon lange eine Schenkwirtschaft gehörte. Bartholomäus Brauwers, im Volksmund „Baasen Bart“ genannt, starb 1957. Danach pachtete sein Sohn Johannes den Mühlenhof von den Steprather Besitzern. Waren bis dahin die Erträge aus der Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle gewesen, so verlagerte sich nun der Schwerpunkt auf die Gastronomie. Die Schenkwirtschaft, eine typische Bauernkneipe der damaligen Zeit, wurde von ihm modernisiert und erweitert zu einem Gaststättenbetrieb. Im Jahre 1972 erfolgte ein größerer Umbau, der den ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb von Grund auf veränderte. Aus dem Pferdestall wurde nun ein geräumiges Gesellschaftszimmer. Auf der Karte ist oben rechts, links vom Hauptgebäude, die Außenfassade zu sehen. Das Foto unten links zeigt den Innenraum. 1982 kaufte Johann Brauwers das gesamte Anwesen von den Steprather Besitzern.
Der Gasthof "Zum Schwan"
Auf dieser nicht datierten Ansichtskarte aus dem Verlag "Photo Unverdross, Wesel", ist die Frontseite des Gasthofes von Johann Neyenhuys und die Gaststube mit Ausschank zu sehen.
Das Haus, in dem sich seit September 1991 das vom neuen Eigentümer eingerichtete Fachgeschäft Radio-Fernsehen Johannes Quinders befindet, gehört zu Walbecks historischen Bauwerken. In einem RP – Beitrag vom 14. September 1991 ist zur Geschichte des Hauses zu lesen: „Der Donsbrüggener Kaplan Theodor Neyenhuys, der von 1863 bis 1884 die Walbecker Seelen betreute, holte im Jahre 1870 seine beiden Brüder nach Walbeck und kaufte mit ihnen einen Bauernhof an der Brocksteg und die Gaststätte an der Kirche, die ein beliebter Treffpunkt der Walbecker werden sollte. Der neue Besitzer begann schon bald sein Bier selbst zu brauen und belieferte anlässlich der Kirmes auch einige umliegende Ortschaften mit dem selbstgebrauten Gerstensaft.
Eine Bögelbahn und später auch eine Kegelbahn machten den Aufenthalt „ im Schwan“ auch für die Jugend interessant. Als 1928 dann das letzte Bier gebraut wurde, konnten die Walbecker bald in einem großen Saal ihre Schützenfeste feiern.“ Diese Möglichkeit war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin gegeben. Erst in den 1980er Jahren wurde die Walbecker Traditionsgaststätte aufgegeben.
Anmerkungen zu den Abbildungen „Die Gaststätte ‚Spargelhaus Seyen’ , später ‚Spargelhaus Walbeck’“
Abb: 37
Die hier aufgenommene Karte des Spargelhauses Seyen, Walbeck, sie ist nicht datiert, ist im „Postkartenverlag Vorfeld und Janssen, Kevelaer, Rhld .“ erschienen. Auf der Anschriftenseite ist folgender Text abgedruckt: „Spargelhaus Hans Seyen - Schöne Terrasse mit herrlicher Aussicht - Eigene Spargelkulturen - Eigener Parkplatz - Ruf 347 Amt Geldern - Gut bürgerliche Küche - Gepflegte Getränke“ Hier befand sich bis 1932 der Walbecker „Bahnhof“ mit der „Bahnrestauration“. Anmerkungen dazu sind im betreffenden Abschnitt dieses Sammelbandes nachzulesen.
Abb. 38
Diese Ansichtskarte stammt aus den 1970er Jahren wie der Poststempel auf der Anschriftenseite ausweist. Sie ist mit Aufnahmen bestückt, die das ehemalige Bahnhofsgebäude mit seinen inneren Räumlichkeiten in den 1960er Jahren zeigen. Die im „Verlag Bilddokumentation Krebs, Krefeld – Bockum“ erschiene Karte, weist auf der Anschriftenseite diesen Text auf: „Spargelhaus Walbeck Schöne Terrasse mit herrlicher Aussicht Eigene Spargelkulturen - Eigener Parkplatz Gute Küche - Fremdenzimmer 417 Geldern – Walbeck Tel. (02831) 2972 - Inh. Horst Orlowski“ Heute befindet sich in dem historischen Gebäude, Maasstraße 28, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, ein „Steakhaus“ .
Posthotel "Haus Deckers"
Anmerkungen zu den Abbildungen im Abschnitt „Die Gaststätte ‚Haus Deckers’“
Abb . 39
Diese Ansichtskarte zeigt die Schenkwirtschaft von Hermann Deckers (1868-1935) zu Beginn der 1920er Jahre. Links im Bild belgische Besatzungssoldaten. Daneben, im weißen Kittel, Hermann Deckers, der im Haus auch eine Bäckerei und eine Kolonialwarenhandlung betrieb.
Abb. 40
Nach dem Tode von Hermann Deckers (27. Juli 1935) übernahm sein Sohn Willi Deckers (1902 -1971) den Familienbetrieb. Er erweiterte die Schenkwirtschaft zu einem Gasthof mit dem Namen „Zu den drei Kronen“ . Am 16. November 1947 wurde hier der Walbecker Taubenzuchtverein „Grenzflieger“ gegründet. Willi Deckers wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. In dem Haus auf der rechten Seite des Fotos (zu erkennen an dem davor abgestellten Motorrad) befand sich in den 1950er Jahren das Friseurgeschäft Heinrich Terhaag/Heinz Kleingrothe.
Gaststätte "Zur Friedenseiche"
Vom Lichtdruckverlag Josef Pohlen in Düren – Birkesdorf wurde diese Ansichtskarte gestaltet. Sie zeigt das Gasthaus „Zur Friedenseiche“ und zwei der Innenräume vor 1969. Unten rechts eine Aufnahme von der Kokermühle am Kokerweg. Anmerkungen hierzu sind in dem betreffenden Abschnitt dieses Sammelwerkes nachzulesen. Auf der Anschriftenseite der Karte ist folgender Text abgedruckt: „Gasthaus ‚Zur Friedenseiche’ Heinrich Lamers, Walbeck/ Ndrh., Fremdenzimmer, Großer Saal, Bundeskegelbahn, Tel. 2360 Geldern“
Anmerkungen zu der Ansichtskarte im Abschnitt „Die Gaststätte ‚Zur Friedenseiche’“
Allgemeine Ausführungen zur Karte „Gasthaus ‚Zur Friedenseiche’“
Die Gaststätte „Zur Friedenseiche“ mit ihrem großen Saalbau ist seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz. Helmut Schopmans erzählt in einem Beitrag für die „Rheinische Post“, Ausgabe vom 13. November 2003, aus der bewegten Geschichte dieses Walbecker Gasthauses. Hier ein Auszug : „Der Saal hat eine traditionsreiche Vergangenheit. So liest man in den Annalen des ehemaligen Theatervereins ‚Gemütlichkeit’ , dass dort bereits 1868 Theater gespielt wurde. Gefeiert wurde 1871, als Walbecker Patrioten aus Freude über den Sieg gegen Frankreich die Friedenseiche vor dem Haus pflanzten und das ‚Hurra’ auf den Kaiser an die Saaldecke stieg.
1877, als die Witwe Mours das Haus besaß, wurde dort der Musikverein gegründet. Ende des Jahrhunderts brannte das Haus nieder, aber schon bald wurde es wieder aufgebaut. 1903 kam der Schmied Johann Lamers aus Keppelen und kaufte den Besitz. 1919/20 war der Saal Quartier der belgischen Besatzungssoldaten. Weithin bekannt wurde der schwergewichtige Wirt, als er 1928 zum 500jährigen Jubiläum der Gilde den Vogel abschoss und letzter lebenslänglicher König wurde. 1930 zog er nach Winnekendonk und überließ seinem Sohn Heinrich den Betrieb.
Im „ Dritten Reich“ war der Saal oft Mittelpunkt großer Parteiveranstaltungen. Er war Theatersaal und Kinosaal der Gaufilmstelle Essen. Im Oktober 1939 diente er Westwallarbeitern und Soldaten als Schlaf – und Wohnstätte, bis sie im Mai 1940 in Holland einmarschierten. Immer wieder war er während der Kriegszeit Unterkunft von Soldaten, Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen, bis ihn im März 1945 die Soldaten des britischen Feldmarschalls Montgomery besetzten, der in Walbeck sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte... Als der Wirt Heinrich Lamers 1949 aus russischer Gefangenschaft heimkehrt, hatten seine Ehefrau (Sybille) und Tochter (Maria) den Betrieb längst wieder eröffnet. Bald sind es die ersten Spargelköniginnen, die hier gefeiert werden. Ein Wanderkino zeigt am Wochenende neueste Filme. Theater wird zur Weihnachts – und Osterzeit gespielt. Weithin im Blickpunkt steht der Saal Weihnachten 1959 , als der WDR hier die erste größere Fernsehsendung aus dem Kreise Geldern dreht. Auch die veranstalteten Konzerte des Musikvereins und die Feuerwehrbälle sind für viele unvergessen. Auf ungezählten Königs-Galabällen wird getanzt und Sportverein, Kirchenchor und KKW zünden hier jahrzehntelang Karnevalsraketen. Anfang der 1980er Jahre wird das Haus einer gründlichen Renovierung unterzogen. Mehr als 100 Fotos, angebracht in den Gasträumen, dokumentieren seit der Renovierungsmaßnahme „Walbecks Dorfgeschichte.“ 2003 wird der Gaststättenbetrieb wegen vorzeitiger Kündigung des Pächters geschlossen.
Erst im Februar 2006 wird der Gaststättenbetrieb durch Klaus Schopmans uns seiner Schwester Gabriele Hetjens, geb. Schopmans, als direkte Nachfahren der Familie Lamers, mit ihren Ehepartnern wieder eröffnet. Seither ist der alteingesessene Famimilienbetrieb überwiegend für private Vermietungen von Familienfesten, Geburtstagen oder Hochzeiten geöffnet. Zu besonderen Anlässen wie z.B. Kirmes oder Karneval ist die Gaststätte aber auch für die Allgemeinheit geöffnet.
Gaststätte "Haus Schopmans"
Von der Firma „Völcker Druck, 4180 Goch 1 , gestaltete Ansichtskarte.
Auf der Anschriftenseite ist die erste Strophe des Walbecker Heimatliedes „Mein Spargelland“ - verfasst 1934 von Jakob Schopmans - und der folgende Werbetext abgedruckt : „Haus Schopmans Inh. Irmgard Gooren-Schopmans Altdeutsche Bauernstube - Überdachte Weinlaubterrasse und Gartenwirtschaft Spezialität : Spargelessen (Saison Mai bis Juni) 4170 Geldern 3 – Walbeck – Walbecker Straße 25 Tel. 02831/ 2160“ 1962 hatte Irmgard Gooren – Schopmans die Walbecker Traditionsgaststätte von ihrem Vater übernommen. Die Karte zeigt die Fassade des Hauses, die großflächig mit der Schlingpflanze „Blauregen- Glyzine“ und der Kletterpflanze „Wilder Wein“ bewachsen ist .
Die altdeutsche Bauernstube der Gaststätte „Haus Schopmans“ in den 1960er Jahren.
Im Hintergrund ein Foto des Heimat- und Mundartdichters Jakob Schopmans. In dem darüber befindlichen Schaukasten sind verschiedene Ausgaben seiner Bücher „Der schwarte Giel und andere Erzählungen“, „Grenzvolk“, „Fluch über Gelderland“ und „Das Paradies in der Heide“ ausgestellt.
Allgemeine Ausführungen zur „altdeutschen Bauernstube“ in der Gaststätte Schopmans
Die Bauernstube wurde 1936 eingerichtet. Über die innere Ausgestaltung der „originellsten Gaststube des ganzen Gelderner Landes“ wusste die „Niederrheinische Volkszeitung“ in ihrer Ausgabe vom 30. September 1936 zu berichten (Auszug ): „Eingerichtet in altdeutschem Stil natürlich. Mit kleinen Klinkern abgesetzte Wände über Holzvertäfelungen, blank gescheuerte Tische, eine Balkendecke, im alten Original zum Teil erhalten, schmiedeeiserne Lampen und ein Ausschank nach Art eines alten Bussems (Rauchfang), auf dessen Gesimse alte Kannen und Krüge stehen. Zwei Dinge aber fallen aus dem überall üblichen Stilrahmen altdeutscher Gaststuben heraus: die originellen Fenster und die in die Klinkerwandflächen verstreut eingelassenen blauweißen Platten. Zunächst die Fenster. Die Motive für die Glasmalerei in ihren großen, durch keine Strebe unterbrochenen Oberlichtern sind den beiden Romanen des Dichters entnommen, ‚Grenzvolk’ ( ...) und ‚Fluch über Gelderland’ (...) . Die beiden Fenster sind in ihrer leuchtenden Farbenpracht(...) naturgemäß der Hauptblickfang der ganzen Stube. Vergessen wir aber ihren Schöpfer nicht. Es ist der junge Glasmaler Karl Olie aus Nieukerk ... Und dann die Platten im Klinkerputz. Rund 20 sind in den Flächen zwischen Fenstern, Türen und Ausschank verstreut eingefügt, im Entwurf festgelegt von Karl Olie und ausgeführt von dem bekannten Keramiker Vorfeld in Kevelaer. Die Motive und die Zusammenstellung besorgten der Dichter und seine beiden Freunde, Lehrer Oppenberg und Bürgermeister Körschgen (...). Wir sehen Platten mit den ältesten Wappen der Freiherrlichkeit Walbeck und des Gelderlandes, die Kirche, die Bockmühle, das Haus Steprath und das Haus Bönninghausen-Walbeck, Platten, die aus der bewegten Geschichte Walbecks und des Gelderlandes erzählen, die Wappen des ersten Herrn von Walbeck, des Schenk von Nydeggen und die Wappen geldernscher Herzöge. Besonders interessant ist jene Wandfläche, in die die Platten eingelassen wurden, deren dargestellte Heimatgeschichte uns Lebenden weit näher ist und näher ging. Zur Zeit der belgischen Besatzung hat im Kreise Geldern eine Postkarte kursiert; belgische Hornisten standen darauf, und das Signal, das sie immer wieder morgens, mittags, abends und nachts durch die Straßen bliesen, das hatten die Niederrheiner ja bald ‚übersetzt’ , und dieser Satz lautete also: ‚Pitt, halt dän Hond faß, dat hän dech nit bitt...!’ Das steht jetzt auf einer Platte bei Schopmans. Daneben eine Erinnerung an die Inflationszeit; es ist ein Stadtgeldschein der Stadt Krefeld mit der Aufschrift: ‚Eine Billion. Et es ennen Ohsel in de Wält, völ Papier on wenig Gäld ...!’ Auch die Zeit des Krieges ist im Bilde festgehalten; neben einem Grenzstein steht ein Landsturmmann, denn bekanntlich hatte Walbeck im Kriege Grenzbesatzung. Auch die glorreiche Zeit des ‚Feurigen Elias’ ist nicht vergessen worden. Da schlufft der Schluff über das krumme Gleis heran, geschoben an seinem Hinterteil : und im Grase ruht die Kleinbahn –Rotte : ‚Hier ruht in Gott die faule Rott...’ Selbstverständlich durfte auch die Schmuggelei nicht fehlen! die betreffende Platte zeigt einen schwer bepackten Schmuggler und trägt das aus der Kranenburger Gegend stammende und auch hier bekannte Schmuggelwort: „Hat je min ma met da Pömmel op de Näck hat je min ma met die Botter on da Speck...“! Dann sind noch einige Platten da, dien eine familiäre Bedeutung, u.a. eine solche, die das Konterfei des Erbonkels Köbkes trägt, dessen Spezialausdruck mit verewigt ist. „Du kannst mir mal ne Maus fangen...!“, was auch für manche wohl zu verstehende Meinung des letzten „Erbneffen“ nicht so ganz ohne Sinn und Bedeutung war.
Anmerkung des HVV
Leider musste das Traiditionshaus im Jahre 2011 zwangsversteigert werden, da der letzte „Erbneffe“ Konkurs anmeldete. Dieser richtete auch großen historischen Schaden für Walbeck an, da er viele Dokumente und Bilder des Heimatdichters Jakob Schopmans und teilweise auch eingemauerte Delfter Platten aus der Bauernstube auf dem Flohmarkt verkaufte. Da die Gaststätte nicht an einen Investor, sondern an eine wohl eher weniger am Bestand des Gebäudes Interessierten verkauft wurde, verfällt diese zusehends und wird wohl in absehbarer Zeit für Walbeck als historisches und denkmalgeschützes Gebäude verloren sein.
Postkarten
Die Walbecker Pfarrkirche St. Nikolaus
Die hier gezeigte Ansichtskarte wurde im Verlag „Jos. Pohlen, Birkesdorf – Düren (Rhld.)“ verlegt. Auf der Anschriftenseite trägt sie den Vermerk „Der Reinertrag dient zum Besten der Kirche“. Sie wurde am „09.01.42“ aufgegeben, wie der Poststempel ausweist. Das Foto zeigt die Pfarrkirche und die Luciastraße, Blickrichtung Marktplatz. In dem Gebäude auf der rechten Straßenseite ist heute das Pfarrbüro untergebracht. Der handschriftliche Text auf der Bildseite in deutscher Normalschrift : „Herzlichen Glückwunsch zum Namenstage sendet Familie Joh. Tebarth“
Der vordere Bereich des Kircheninneren, Blickrictung Hochaltar, in den 1930er Jahren
Einige Daten zur Geschichte des Gotteshauses und Teilen seiner Ausstattung
1255 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Um 1290 wird die bis dahin zur Pfarrei Straelen gehörende Kirche dem Dekanat Geldern zugeteilt.
1329 soll das jetzige Kirchengebäude erbaut, 1432 der Turm errichtet worden sein. Um 1500 war die Kirche nur der heiligen Luzia geweiht, 1667 trug sie das Doppelpatrozinium Nikolaus und Luzia. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Walbecker Pfarrkirche allein dem heiligen Nikolaus geweiht.
Zwischen 1858 und 1880 wurden am Kirchengebäude verschiedene Restaurierungsarbeiten ausgeführt. 1881 wurde der Kirchturm oberhalb des Mauerwerkes neu gebaut. Am 24. August 1930 wurde in der Pfarrkirche zu Walbeck eine neue Orgel eingeweiht. Am 07.August 1949 wurden im Turm vier neue Glocken aufgehängt. 1952 erfolgte die Neuverschieferung des Turmhelms.
1969 /70 wurden neue Kirchenfenster eingebaut und die jetzige Sakristei errichtet. 1993 wurde von Mitarbeitern des Hauses Mühleisen in Straßburg das alte Orgelwerk, der nur eine Lebensdauer von gut 60 Jahren beschieden war, durch eine neue Orgel ersetzt. Die Einweihung erfolgte am 27. November 1993. In der aus diesem Anlass von der Kirchengemeinde herausgegebenen Festschrift „Orgel in Sankt Nikolaus Walbeck“ ist u. a. zu lesen : „Sicherlich besitzt unsere Orgel einen der schönsten Orgelprospekte des Niederrheins; gleichzeitig ist er eins der bedeutendsten barocken Kulturdenkmäler unserer Region. Das zweigeschossige Gehäuse mit der breit ausladenden, geschwungenen Brüstung hat eine beeindruckende Raumwirkung. Das gesamte Ensemble wurde aus massiver Eiche gefertigt und ist reich mit barocken Schnitzereien verziert. Bekrönt wird die Orgel von zwei Posaunen blasenden Engeln und von König David, der mit der Harfe dargestellt ist.“ 1998 erhielt die Kirche drei neue Glocken, die zusammen mit einer vierten alten Glocke seither das neue Geläut bilden.
Evangelische Kirche an der Ringstraße
Die hier gezeigte Ansichtskarte wurde nach 1958 von Martin Polfers aus Walbeck , Drogerie, Papier – und Bürobedarf , herausgegeben. Die Bildseite ist mit einem Foto von der Evangelischen Kirche , Ringstraße 22, bestückt. 1957 war mit dem Bau dieses Gotteshauses begonnen worden, am 9. Februar 1958 wurde es eingeweiht. 1958 lebten in Walbeck 620 und in Lüllingen 120 Evangelische Christen . Als sie noch nicht über eine eigene Kirche verfügten, wurden sowohl der Religionsunterricht als auch die Gottesdienste in der Walbecker Volksschule abgehalten.
Antoniuskapellchen an der Hochstraße
Das alte „Antoniuskapellchen“ an der Hochstraße in Walbeck.
„Am sogenannten ‚Kaplanshof’ an der Hochstraße standen bis 1936 2 Kapellchen. Das eine war ein Antoniuskapellchen, das andere in der Nähe des Hauses Brouwers war ein Kapellchen zur schmerzhaften Muttergottes. Beide Kapellchen mussten weichen, als 1935/36 die Straßenkurven hier ausgebaut worden sind. Ob diese Kapellchen Stiftungen des spanischen Kapitäns Lambert de Freneau, des Besitzers des Kaplanshofes, gewesen sind, weiß man nicht. Aber irgendwelche Beziehungen dieser Kapellchen zu dem Besitzer des Kaplanshofes haben sicherlich bestanden“ (Gerhard Oppenberg „Walbeck - Freiherrlichkeit und Gemeinde“ , Weeze 1968) . 1990 wurde auf dem Kaplanshof von der St. Antonius - und St. Sebastianus- Bruderschaft Walbeck ein neues „Antoniuskapellchen“ errichtet.